Berufsunfähigkeitsversicherung – Unterstützung sichern für Berufstätige
Wann brauche ich eine Berufsunfähigkeitsversicherung und was kostet das? Nachklang gibt Dir den Überblick.
Mit dem Thema Berufsunfähigkeit solltest Du Dich als Arbeitnehmer und Selbstständiger so früh wie möglich auseinandersetzen. Denn im Schnitt wird jeder vierte Deutsche vor Renteneintritt berufsunfähig. Die häufigste Ursache sind psychische Erkrankungen. Laut einer Erhebung des Analysehauses Morgen & Morgen litten im Jahr 2022 gut 33 Prozent aller neuen Berufsunfähigen unter Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen. Die zweithäufigste Ursache waren Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparats. Etwa 18 Prozent aller Erkrankten waren aufgrund von Krebs oder anderen bösartigen Geschwüren unfähig, weiter zu arbeiten. Fast 8 Prozent wurden durch einen Unfall und 7 Prozent durch Herz- und Gefäßerkrankungen arbeitsunfähig.
Wenn Du in Deutschland berufsunfähig wirst, hast Du in der Regel Anspruch auf die sogenannte Erwerbsminderungsrente. Voraussetzung dafür ist, dass Du mindestens fünf Jahre in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert warst und davon mindestens 36 Monate Beiträge eingezahlt hast. Die Erwerbsminderungsrente betrug im Durchschnitt 2021 etwa 877 Euro – ein Betrag, mit dem die meisten Menschen ihren Lebensstandard nicht halten können. Eine zusätzliche Rente aus der Berufsunfähigkeitsversicherung erhöht diesen Betrag erheblich.
Jeder Berufstätige sollte eine BU-Versicherung abschließen, da die Wahrscheinlichkeit, dass er irgendwann aufgrund von Krankheit oder Unfall arbeitsunfähig wird, groß ist. Besonders früh solltest Du über eine BU-Versicherung nachdenken, wenn Dein Beruf bereits vielen Risiken ausgesetzt ist. Beispiele für Berufe in Deutschland, die häufig zur Berufsunfähigkeit führen, sind Gerüstbauer oder Dachdecker. Aber auch wenn Du im Büro arbeitest und das Risiko körperlicher Erkrankungen etwas geringer ist, solltest Du nicht in Sicherheit wiegen. Eine Berufsunfähigkeit ist auch hier nicht weniger wahrscheinlich oder ausgeschlossen.
Im besten Fall so früh wie möglich. Je jünger Du bei Abschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung bist, desto besser. Denn der Beitrag wird unter anderem vom Gesundheitszustand und Alter beeinflusst. Versicherungen berechnen das Risiko. Ein kerngesunder 20-Jähriger hat deutlich geringeres Risiko, plötzlich berufsunfähig zu werden und Leistungen in Anspruch zu nehmen, als ein 50-jähriger Herzpatient.
Übrigens können nicht nur Berufstätige, sondern auch Schüler und Studenten bereits eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Aufgrund ihres Alters und in der Regel guten Gesundheitszustands profitieren sie von niedrigen Monatsbeiträgen und sind bereits beim Berufseinstieg vor finanziellen Ausfällen bei Berufsunfähigkeit geschützt.
Um den Beitrag für die Berufsunfähigkeitsversicherung zu berechnen, musst Du einen Gesundheitsfragebogen ausfüllen. Stelle sicher, dass Du darin ehrliche und vollständige Angaben zu Vorerkrankungen und Lebensstil machst. Wenn Du nicht ehrlich bist, kann der Versicherer die Zahlung verweigern. Dies gilt insbesondere, wenn Vorerkrankungen verschwiegen werden und Du dann aufgrund dieser Erkrankung berufsunfähig wirst.
Bestimmte Vorerkrankungen können zu einem Risikozuschlag führen und den monatlichen Beitrag für die Berufsunfähigkeitsversicherung erhöhen. Beispiele dafür sind Asthma, Bandscheibenvorfälle und Depressionen. Viele Versicherer bieten die Möglichkeit, den Versicherungsschutz für bestimmte Krankheiten oder deren Folgen auszuschließen, um den monatlichen Beitrag niedrig zu halten. Betroffene sollten jedoch sorgfältig abwägen, ob der Ausschluss der Krankheiten wirklich sinnvoll ist. Im Falle einer Berufsunfähigkeit haben sie dann keinen Anspruch auf Leistungen der Berufsunfähigkeitsversicherung.
Wenn eine Krankheit später vollständig geheilt ist, können die Folgen der Erkrankung oft fünf oder zehn Jahre später wieder mitversichert werden. Eine erneute Gesundheitsprüfung ist jedoch erforderlich und in der Regel führt dies zu einer deutlichen Erhöhung des Beitrags.
Wenn das Risiko für die Versicherung zu hoch ist, kann sie einen Interessenten ablehnen. Das kann der Fall sein, wenn der Interessent sehr viele oder schwere Vorerkrankungen hat. Wenn Du von der Versicherung abgelehnt wirst, solltest Du einen Vergleich machen und nach einer Versicherung suchen, die trotzdem ein Angebot unterbreitet. Alternativ gibt es auch Versicherer, die ohne Gesundheitsprüfung versichern. Hier musst Du jedoch mit sehr hohen monatlichen Beiträgen und verschiedenen Ausschlussklauseln rechnen.
Die Höhe der Beiträge für die Berufsunfähigkeitsversicherung variiert je nach individueller Situation. Nicht nur das Alter und der Gesundheitszustand beeinflussen den Beitrag, sondern auch die gewünschte Höhe der Berufsunfähigkeitsrente und der Beruf des Versicherten. Wenn eine Person in einem risikoreichen Beruf tätig ist, geht der Versicherer ein höheres Risiko ein, weshalb Versicherte in dieser Gruppe entsprechend höhere Beiträge zahlen müssen. Der monatliche Beitrag für eine Berufsunfähigkeitsversicherung kann beispielsweise bei etwa 20 Euro liegen, wenn sie in jungen Jahren, bei bester Gesundheit und mit einem beruflichen Risikoabsicherung abgeschlossen wurde.
Im Gegensatz dazu können die monatlichen Kosten für eine Berufsunfähigkeitsversicherung bei einem älteren Versicherten mit Vorerkrankungen in einem risikoreichen Beruf bereits mehrere Hundert Euro betragen. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, eine unabhängige Honorarberatung in Anspruch zu nehmen, um die besten Optionen zu evaluieren.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) zahlt dem Versicherten nur dann eine Leistung, wenn er seinen alten Beruf zu mindestens 50 Prozent nicht mehr ausüben kann. Damit der Versicherer dies anerkennt, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Zunächst muss ein Arzt eine Ursache für die Berufsunfähigkeit feststellen. Diese kann durch eine Krankheit oder einen Unfall verursacht sein, wodurch der Betroffene nicht mehr in der Lage ist zu arbeiten. Sobald die Ursache feststeht, stellt der Arzt ein entsprechendes Attest aus und der Versicherte reicht bei seiner Versicherung einen Antrag auf Berufsunfähigkeitsrente ein.
Die Versicherung prüft den Antrag und die medizinischen Akten des Versicherten durch einen Gutachter. Wenn der Gutachter zu dem Schluss kommt, dass eine Einschränkung von mindestens 50 Prozent vorliegt, erhält der Versicherte die vereinbarte Berufsunfähigkeitsrente. Wenn der Gutachter jedoch zu einem anderen Schluss kommt, wird der Antrag auf Leistungen abgelehnt. Wenn der Versicherte zusätzlich eine vorherige Leistung im Rahmen einer Arbeitsunfähigkeitsversicherung abgesichert hat, kann er je nach den Bedingungen des Versicherers bereits bei attestierter Arbeitsunfähigkeit separate Leistungen beanspruchen.
Um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass der Versicherte seine Berufsunfähigkeitsrente erhält, ist es wichtig, die Einschränkungen strukturiert und genau zu beschreiben. Um auf der sicheren Seite zu sein, kann es sinnvoll sein, beim Ausfüllen der entsprechenden Formulare die Hilfe eines spezialisierten Anwalts in Anspruch zu nehmen. Denn oft genügen schon kleine Fehler, um Zahlungsverweigerungen seitens der Versicherungen zu vermeiden.
Wenn eine Berufsunfähigkeit festgestellt wird, zahlt die Versicherung die im Vertrag vereinbarte Berufsunfähigkeitsrente. Das zuletzt erzielte Einkommen des Versicherten hat keinen Einfluss darauf. Daher ist es wichtig, bereits bei Abschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung sorgfältig zu überlegen, welche Höhe der Berufsunfähigkeitsrente erforderlich ist. Es wird empfohlen, mindestens 50 Prozent des Nettoeinkommens, idealerweise sogar 70 Prozent, abzusichern.
Während der Laufzeit der Versicherung ist es ratsam, regelmäßig zu überprüfen, ob die vereinbarte Berufsunfähigkeitsrente immer noch den Kosten des aktuellen Lebensstandards entspricht. Falls dies nicht der Fall ist, bieten viele Versicherer im Rahmen einer Nachversicherung die Möglichkeit, Beitrag und Leistung zu erhöhen.
Wenn Du mit Deiner Berufsunfähigkeitsversicherung unzufrieden bist und eine Kündigung in Erwägung ziehst, solltest Du dies sorgfältig abwägen. Ein Wechsel kann oft zu ungünstigeren Konditionen für den Versicherten führen, insbesondere in Bezug auf Alter und Gesundheitszustand. Wenn Du jung bist und sich Dein Gesundheitszustand gut ist, kannst Du in der Regel problemlos wechseln. Versicherte, die nach vielen Jahren einen Wechsel in Erwägung ziehen, müssen dagegen mit höheren Preisen rechnen. Zudem können bei neuen Erkrankungen zusätzliche Kosten entstehen.
Es ist ratsam, nur dann zu wechseln, wenn Dir eine andere Versicherung schriftlich bessere Konditionen zusichert. Wenn Du die Beiträge nicht mehr bezahlen kannst und eine Kündigung in Betracht ziehst, solltest Du darüber nachdenken, stattdessen eine Beitragspause einzulegen. Viele Versicherer bieten diese Option an. Während dieser Zeit ruht der Versicherungsschutz. Sobald Du wieder in der Lage bist, die Beiträge regulär zu zahlen, hast Du auch wieder Anspruch auf die vertraglich zugesicherten Leistungen. Der Vorteil dabei ist, dass sich die Höhe der Beiträge nicht ändert.
Der Versicherer zahlt nur dann, wenn Dir tatsächlich eine Berufsunfähigkeit bescheinigt wird. Wenn Du Dein ganzes Leben lang versichert bist, aber nie berufsunfähig warst, endet die Versicherung ohne Leistung bei Renteneintritt. In der Regel gibt es kein Geld zurück. Der Hintergrund: Die Versicherung finanziert die Berufsunfähigkeitsrenten aus den Beiträgen aller Versicherten. Damit dies funktioniert, darf nur ein kleiner Teil der Versicherten tatsächlich berufsunfähig werden. Außerdem ist die Versicherung nicht in der Lage, gesunden Versicherten Geld auszuzahlen.
Wenn Du darauf bestehst, dass Du auch dann Geld bekommst, wenn Du gesund bleibst, kannst Du eine Versicherung wählen, die ihren Mitgliedern einen Teil ihrer Beiträge zurückzahlt. Solche Versicherer investieren die Monatsbeiträge und zahlen ihren Kunden am Ende der Versicherungslaufzeit Renditen aus. Die Höhe der Renditen hängt sowohl vom Modell als auch von der Dauer der Versicherung ab.
Eine BU-Versicherung soll Dir finanziell helfen, wenn Du berufsunfähig wirst und Deinen bisherigen Beruf nicht mehr ausüben kannst. Wenn Du jedoch beim Abschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung nicht genau hinschaust, könntest Du unter Umständen von den versprochenen Leistungen keinen Cent erhalten. Aus diesem Grund solltest Du Policen vor Abschluss genau auf folgende Punkte prüfen:
Verweisungsklauseln
Der Versicherer hat das Recht, die Zahlung der Berufsunfähigkeitsrente auszusetzen oder ganz einzustellen, wenn es zu einer Verweisung kommt. Es gibt zwei Arten von Verweisung:
Tipp: Viele Versicherer verzichten mittlerweile auf entsprechende Klauseln zur Verweisung. Um auf der sicheren Seite zu sein, solltest Du eine Berufsunfähigkeitsversicherung ohne Verweisung abschließen.
Nachversicherung
Ändert sich etwas in Deinem Leben, passen oft auch die Konditionen der Berufsunfähigkeitsversicherung nicht mehr zu Dir. Wenn die vereinbarte Berufsunfähigkeitsrente dann zu hoch oder zu niedrig ist, ist eine Nachversicherung erforderlich. Während einige Versicherungen diese unkompliziert durchführen und dem Versicherten ein neues Angebot zusenden, legen andere der Nachversicherung eine erneute Gesundheitsprüfung zugrunde, die in der Regel zu einer Erhöhung des monatlichen Beitrags führt. Achte beim Abschluss der BU-Versicherung darauf, einen Versicherer auszuwählen, der eine Nachversicherung ohne Gesundheitsprüfung anbietet.
Dynamik zum Inflationsausgleich
Wenn Du heute eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt und denkst, dass 1.000 Euro monatliche Berufsunfähigkeitsrente ausreichen, mag das stimmen. Wenn Du jedoch erst in 20 Jahren berufsunfähig wirst, reichen die 1.000 Euro wahrscheinlich nicht mehr aus. Der Grund dafür ist die Inflation, durch die die Kaufkraft sinkt. Bei einer jährlichen Minderung von 2 Prozent hätte 1.000 Euro heute in 20 Jahren nur noch einen Wert von knapp 673 Euro. Um sicherzustellen, dass die vereinbarte Berufsunfähigkeitsrente im Leistungsfall nicht weniger wert ist als ursprünglich geplant, solltest Du eine BU-Versicherung mit dynamischen Beiträgen wählen. Wenn eine Dynamik im Vertrag enthalten ist, steigen Beiträge und Leistungen entsprechend der Inflation kontinuierlich an.
Was ist Arbeitsunfähigkeit?
Arbeitsunfähigkeit bedeutet, dass Du vorübergehend aufgrund gesundheitlicher Gründe nicht in der Lage bist, Deiner Erwerbstätigkeit nachzugehen und Geld zu verdienen. Es spielt dabei keine Rolle, ob die Einschränkung körperlicher oder seelischer Natur ist und ob sie aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls auftritt. Wichtig ist jedoch, dass Arbeitsunfähigkeit ein zeitlich begrenzter Zustand ist, von dem angenommen wird, dass er in absehbarer Zeit wieder endet und Du Deine Arbeitsfähigkeit wiedererlangst.
Die Arbeitsunfähigkeit wird ärztlich bescheinigt und umfasst alles von einer schweren Erkältung bis zum Burnout, solange davon ausgegangen werden kann, dass sich Dein gesundheitlicher Zustand mit ärztlicher Begleitung verbessert. Eine längere Arbeitsunfähigkeit kann zu finanziellen Einbußen führen. Der Abschluss einer Krankentagegeldversicherung oder einer Berufsunfähigkeitsversicherung mit integrierter Arbeitsunfähigkeitsversicherung kann hier hilfreich sein.
Was ist Berufsunfähigkeit?
Berufsunfähigkeit tritt ein, wenn Du aufgrund einer Erkrankung oder eines Unfalls dauerhaft oder vorübergehend nicht mehr in der Lage bist, in Deinem letzten Beruf zu arbeiten. Wenn Du berufsunfähig bist, bist Du also dauerhaft arbeitsunfähig. Beispiele für Berufsunfähigkeit sind körperliche Gebrechen, die es Dir nicht mehr ermöglichen, einen körperlich anspruchsvollen Beruf auszuüben.
Die Berufsunfähigkeit muss ärztlich, in einigen Fällen auch gutachterlich, festgestellt werden. Sie geht oft mit erheblichen finanziellen Einbußen einher und sollte daher mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung abgesichert werden. Durch den Abschluss dieser Versicherung erhältst Du eine monatliche Berufsunfähigkeitsrente.
Was ist Erwerbsunfähigkeit?
Erwerbsunfähigkeit bedeutet, dass Du so umfassend arbeitsunfähig bist, dass Du weder in Deinem bisherigen Beruf noch in einem anderen Beruf arbeiten kannst. Es ist für Dich also unzumutbar und/oder unrealisierbar, jegliche Erwerbstätigkeit auszuüben – Du bist arbeitsunfähig, berufsunfähig und erwerbsunfähig. Wenn Du erwerbsunfähig bist, hast Du Anspruch auf die gesetzliche Erwerbsminderungsrente, die je nach Grad der Erwerbsunfähigkeit gestaffelt ist:
Wenn Du weniger als 3 Stunden pro Tag arbeiten kannst, erhältst Du volle Erwerbsminderungsrente, im Durchschnitt 877 Euro monatlich (Stand 2021).
Wenn Du zwischen 3 und maximal 6 Stunden täglich arbeiten kannst (auch in einem anderen Beruf), hast Du Anspruch auf eine halbe Erwerbsminderungsrente in Höhe von 438,50 Euro (Stand 2021).
Erwerbsunfähigkeit geht dauerhaft mit erheblichen Einschränkungen des gewohnten Lebensstandards einher und sollte frühzeitig mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung oder einer Erwerbsunfähigkeitsversicherung abgesichert werden.