Pflegezusatzversicherung – finanzielle Entlastung im Pflegefall
Was ist eine Pflegezusatzversicherung genau und wovor schützt sie mich? Erfahre es hier bei Nachklang.
Ob im Pflegeheim oder zuhause: Die Pflegekosten können Dich und Deine Angehörigen stark belasten und im schlimmsten Fall Dein ganzes Leben lang erwirtschaftetes Vermögen aufzehren. Wenn Du Dich über private Pflegefallvorsorge informierst, wirst Du schnell auf die Pflegezusatzversicherung stoßen. Aber was ist das genau und für wen ist sie wichtig? Wir erklären Dir, was Pflegezusatzversicherungen leisten, wer sie braucht und welche Modelle empfehlenswert sind.
Ähnlich wie alle in Deutschland lebenden Personen verpflichtet sind, eine Krankenversicherung zu haben, musst Du Dich auch gegen das Risiko der Pflegebedürftigkeit absichern. Die gesetzlich vorgeschriebene Pflegepflichtversicherung sorgt für die grundlegende Absicherung: Gesetzlich Versicherte zahlen Beiträge in die soziale Pflegepflichtversicherung (SPV), während Privatversicherte in die private Pflegepflichtversicherung (PPV) einzahlen. Arbeitnehmer dürfen – im Gegensatz zu Selbstständigen, Freiberuflern und Beamten – nur dann in die private Kranken- und Pflegeversicherung wechseln, wenn ihr Einkommen über der Versicherungspflichtgrenze liegt.
Pflegezusatzversicherungen werden von privaten Kranken- oder Lebensversicherungsunternehmen als Ergänzung zur Pflegepflichtversicherung angeboten. Der Grund dafür ist, dass die Pflegepflichtversicherung im Ernstfall nur einen Teil der Pflegekosten abdeckt. Egal, ob Du ambulant gepflegt wirst oder in einem Pflegeheim lebst: Du oder Deine Angehörigen müssen einen erheblichen Eigenanteil zahlen und im schlimmsten Fall sogar Dein Vermögen dafür aufbrauchen. Eine Pflegezusatzversicherung kann die Finanzierungslücke schließen oder den Eigenanteil an den Pflegekosten verringern. Manchmal werden Pflegezusatzversicherungen auch als private Pflegeversicherungen bezeichnet.
Niemand kann vorhersagen, ob er einmal pflegebedürftig wird. Auch die potenziellen Pflegekosten lassen sich nicht im Voraus berechnen. Eins steht jedoch fest: Im Ernstfall können die stationäre oder ambulante Pflege für Dich und Deine Angehörigen zu einer erheblichen finanziellen Belastung werden.
Die Unterbringung in einem Pflegeheim kann mehrere tausend Euro pro Monat kosten. Die sogenannten Hotelkosten (Unterkunft und Verpflegung) sowie Investitionskosten (Anschaffung und Instandsetzung von Gebäuden und Anlagen) müssen Pflegeheimbewohner ohnehin selbst tragen. Hinzu kommt der einrichtungseinheitliche Eigenanteil (EEE) für die pflegebedingten Kosten. Je nach Wohnort kann der Eigenanteil bei der Pflegefinanzierung erheblich höher ausfallen. Zudem ist absehbar, dass die Kosten für die Pflege im Heim weiter steigen werden, zum Beispiel durch Lohnerhöhungen und medizinischen Fortschritt.
Bei der häuslichen Pflege durch Angehörige oder einen ambulanten Pflegedienst lassen sich die Kosten noch schwieriger vorhersagen. In den seltensten Fällen decken Pflegegeld oder Pflegesachleistungen die Kosten ab, die von Pflegebedürftigen selbst getragen werden müssen.
Das bedeutet im Klartext: Die gesetzlichen Leistungen sind unzureichend und es bleibt eine Finanzierungslücke. Wenn Du diese Lücke nicht mit Deinem Einkommen und Deinen Ersparnissen schließen kannst, bleibt oft nur die Möglichkeit, Vermögen wie Immobilien oder Aktien zu verkaufen. Dadurch geht ein Teil Deiner Lebensleistung unwiederbringlich verloren – auch für nachfolgende Generationen. Kinder von pflegebedürftigen Personen stehen oft vor einer doppelten Herausforderung: Wenn die Eltern die Pflegekosten nicht tragen können, springen sie häufig ein. Unter bestimmten Umständen können sie sogar dazu verpflichtet sein, Unterhalt zu zahlen, bevor das Sozialamt die sogenannte Hilfe zur Pflege übernimmt.
Wichtig zu wissen: Seit dem 1. Januar 2020 gilt eine neue Einkommensgrenze beim Elternunterhalt. Erst ab einem Nettoeinkommen von 100.000 Euro pro Jahr müssen Kinder für die Pflegekosten ihrer Eltern aufkommen.
Es ist eine quälende Vorstellung für viele Menschen, dass sie das, was sie ihr ganzes Leben lang aufgebaut haben, verlieren, auf Sozialhilfe angewiesen sind oder ihre Kinder finanziell belasten. Eine private Pflegezusatzversicherung kann verhindern, dass es so weit kommt. Sie schützt Dich und Deine Familie, indem sie im Pflegefall eine optimale Versorgung und eine hohe Lebensqualität sicherstellt, Deinen Partner, Deine Kinder und andere Angehörige vor hohen Kosten bewahrt und das Vermögen auch für nachfolgende Generationen erhält.
Es ist entscheidend, dass die Pflegezusatzversicherung Deinem individuellen Bedarf entspricht, da sonst hohe Kosten bei geringen Leistungen drohen. In einigen Fällen kann die Finanzierungslücke zwischen den Leistungen der gesetzlichen oder privaten Pflegeversicherung und den tatsächlichen Pflegekosten auch auf andere Weise geschlossen werden. Daher ist es vor dem Abschluss wichtig zu prüfen, ob eine Pflegezusatzversicherung notwendig ist.
Grundsätzlich sollte nur jemand eine Pflegezusatzversicherung abschließen, der sich die Beiträge auch langfristig leisten kann. Die Laufzeit beträgt oft 30 Jahre oder mehr. Wenn Du einmal knapp bei Kasse bist und die Pflegezusatzversicherung kündigst, verlierst Du den Schutz komplett.
Eine Pflegezusatzversicherung ist auch nur sinnvoll, wenn sie zu Deiner individuellen Lebenssituation passt. Deshalb ist eine ausführliche Beratung, die Deine persönliche Einkommens- und Vermögenssituation berücksichtigt, dringend zu empfehlen.
Zudem sollte beachtet werden, dass Pflegezusatzversicherungen reine Risikoabsicherungen sind. Das bedeutet, dass der Versicherer nur im Pflegefall Leistungen erbringt. Allerdings ist das Risiko, pflegebedürftig zu werden, nicht gering. Laut dem Statistischen Bundesamt wird die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2050 erheblich ansteigen: von aktuell rund 4 Millionen auf knapp 6 Millionen. Dies liegt an der demografischen Entwicklung, da die Anzahl älterer Menschen steigt und das Risiko, pflegebedürftig zu werden, mit zunehmendem Alter steigt. Im Alter von 80 bis 85 Jahren wird etwa jeder Fünfte zum Pflegefall, im Alter von 85 bis 90 Jahren bereits jeder Dritte.
Im Alter kann nicht jeder auf die Hilfe von Angehörigen zählen, insbesondere wenn die Familienmitglieder weit voneinander entfernt leben. Daher werden in Zukunft immer mehr Menschen auf professionelle Pflege angewiesen sein. Es ist absehbar, dass die Kosten für ambulante und stationäre Pflege weiter steigen werden. Diese Entwicklungen sind ebenfalls bei der Frage „Pflegezusatzversicherung – ja oder nein?“ von Bedeutung.
Die Kosten für eine Pflegezusatzversicherung lassen sich nicht pauschal benennen. Zum einen unterscheiden sich die Tarife von Anbieter zu Anbieter, zum anderen lassen sich die Leistungen bei einer guten Pflegezusatzversicherung individuell an das Einkommen, das Vermögen und die Wünsche des Versicherten anpassen.
Grundsätzlich sind es jedoch vor allem diese Faktoren, die die Kosten beeinflussen:
1. Gesundheitszustand und Alter
Der Gesundheitszustand des Versicherten ist entscheidend für die Höhe der Beiträge. Bei der Antragstellung müssen Gesundheitsfragen beantwortet werden, anhand derer der Versicherer das Zahlungsrisiko kalkuliert. Antragsteller mit Vorerkrankungen müssen einen Risikozuschlag zahlen, und bei schwerwiegenden Erkrankungen kann der Versicherer den Antrag sogar ablehnen. Die Ausnahme bildet der sogenannte Pflege-Bahr, eine staatlich geförderte Pflegezusatzversicherung ohne Gesundheitsprüfung.
Wichtig: Wenn nachträglich herauskommt, dass der Versicherte bei der Gesundheitsprüfung Vorerkrankungen verschwiegen hat, kann der Anbieter den Vertrag kündigen und der Pflegeschutz geht verloren.
Das Alter des Versicherten beeinflusst ebenfalls die Beiträge für die Pflegezusatzversicherung. Je jünger der Versicherte ist, desto günstiger ist der Beitrag. Deshalb ist es ratsam, frühzeitig über den Abschluss einer Pflegezusatzversicherung nachzudenken.
2. Gewünschte Leistungen
Die Kosten für eine Pflegezusatzversicherung hängen auch von den gewünschten Leistungen ab. Grundsätzlich gibt es verschiedene Modelle, die unterschiedliche Leistungen abdecken:
Die Kosten für die Pflegezusatzversicherung variieren je nach gewähltem Modell und den individuell vereinbarten Leistungen.
3. Versicherungsunternehmen und Tarif
Die Beiträge für eine Pflegezusatzversicherung können je nach Versicherungsunternehmen und Tarif stark variieren. Daher ist es empfehlenswert, Angebote von verschiedenen Anbietern einzuholen und zu vergleichen.
Wichtig: Bei der Wahl eines Versicherungsunternehmens solltest Du nicht nur auf den Preis achten, sondern auch auf die finanzielle Stabilität und Erfahrung des Unternehmens. Es ist ratsam, sich für einen renommierten und zuverlässigen Anbieter zu entscheiden.
4. Dynamische Anpassung der Beiträge
Einige Pflegezusatzversicherungen bieten die Möglichkeit, die Beiträge dynamisch anzupassen. Das bedeutet, dass die Beiträge in regelmäßigen Abständen steigen, um den steigenden Kosten der Pflegeversicherung gerecht zu werden. Diese Dynamisierung kann entweder automatisch oder auf Wunsch des Versicherten erfolgen. Eine dynamische Anpassung kann sinnvoll sein, um eine ausreichende Absicherung im Alter zu gewährleisten, sollte jedoch bei der Kalkulation der Kosten berücksichtigt werden.
Um die genauen Kosten für eine Pflegezusatzversicherung zu erfahren, solltest Du Dich direkt an verschiedene Versicherungsunternehmen wenden und individuelle Angebote einholen. Bedenke jedoch, dass der Preis nicht das einzige Kriterium sein sollte. Wichtiger ist, dass die Leistungen der Versicherung zu Deinen individuellen Bedürfnissen passen.
Es gibt eine Vielzahl von Versicherungsunternehmen, die Pflegezusatzversicherungen anbieten. Es ist wichtig, dass Du Dich vor dem Abschluss einer Versicherung ausführlich informierst und die verschiedenen Angebote vergleichst.
Es ist ratsam, auf folgende Punkte zu achten:
Ein Beispiel für eine staatlich geförderte Pflegezusatzversicherung ist der sogenannte Pflege-Bahr. Dabei handelt es sich um eine staatliche Förderung für private Pflegezusatzversicherungen. Der Staat gewährt einen monatlichen Zuschuss in Höhe von 5 Euro für Versicherte ab 18 Jahren, die mindestens 10 Euro im Monat in eine geförderte Pflegezusatzversicherung einzahlen. Der Pflege-Bahr ist jedoch nicht für jeden geeignet und bietet nur begrenzte Leistungen.
Um das passende Modell der Pflegezusatzversicherung für Dich zu finden, ist es empfehlenswert, Dich von einem unabhängigen Versicherungsexperten oder einer unabhängigen Verbraucherberatung beraten zu lassen. Sie können Dir helfen, die verschiedenen Angebote zu vergleichen und das beste Modell für Deine individuellen Bedürfnisse zu finden.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Entscheidung für eine Pflegezusatzversicherung gut durchdacht sein sollte. Informiere Dich gründlich, vergleiche verschiedene Angebote und überlege, ob eine Pflegezusatzversicherung zu Deiner finanziellen Situation und Deinen individuellen Bedürfnissen passt. Eine gute Pflegezusatzversicherung kann im Pflegefall eine große finanzielle Entlastung bedeuten und die Lebensqualität sichern, aber es ist wichtig, die individuellen Vor- und Nachteile abzuwägen, bevor Du Dich für einen Vertrag entscheidest.